Weihnachtsbrief von Schwester Angelika Hoffmann aus Brasilien

“Erwacht und singt in der Nacht,

Es kommt das göttliche Wort, der Sohn, der Himmel und Erde gemacht,

vom Thron in unsere Zeit und Niedrigkeit.”

(Hymnus aus dem Stundengebet)

Goiânia, zum Weihnachtsfest 2018

Liebe Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an unserer Mission in Brasilien und Angola,

mit dieser Strophe “Erwacht und singt in der Nacht...” überbringe ich Euch/Ihnen, im Namen unserer Gemeinschaft, unseren Dank und unsere Segenswünsche für die diesjährige Weihnachtszeit. “Erwacht und singt!” Seit alters her werden wir im Advent aufgerufen, wach zu werden, aufzustehen. “Erwacht!” Das mag ja noch angebracht sein in unserer vielfältigen Verschlafenheit und Bequemlichkeit. Aber: Erwacht und singt – singt in der Nacht! Kann das denn wohl die rechte Zeit zum Singen sein? Da tappt man doch noch schlaftrunken im Finstern. Im übertragenen Sinn: Wenn wir in unsere Welt hineinschauen und wachen Sinnes verfolgen, wie die Menschheit sich immer tiefer ins Dunkel verstrickt – ist uns da noch zum Singen zumute?! Es braucht wahrhaftig Glauben, um zu singen, solange sich noch keine Morgenröte abzeichnet.

Und dennoch haben wir Grund zu singen. “Als tiefes Schweigen das All umfing, und die Nacht bis zur Mitte gelangt war, da sprang dein allmächtiges Wort vom Himmel, vom königlichen Thron herab” (Weish 18, 14f.). Diese umwerfende Botschaft: Gott ist wirklich und wahrhaftig Mensch geworden und kommt in unsere Zeit und Niedrigkeit.

Das ist der Grund zum Singen! Gott ist nie am Ende, auch wo wir Menschen keinen Ausweg mehr sehen. “Erwacht und singt in der Nacht!”

Ja, unser Chor singt, präsentiert Weihnachtslieder, am 16. Dezember, im Heiligtum der “Sagrada Família”.

Dass Gott immer neu in unsere Zeit kommt, das wird deutlich an vielen Zeichen neuen Lebens, die Er uns in diesem Jahr wieder geschenkt hat:

- durch die guten Begegnungen mit unseren Freundeskreisen,

- in der selbstlosen Bereitschaft unserer Schwestern Rita und Miriam, sich einzusetzen in der Mission Angola,

- im treuen Dienst der vielfältigen Aufgaben in den Pfarreien,

- in den verschiedenen Gruppen, die ihre Apostolat im Familienzentrum durchführen,

- und in unserem Missionszentrum Angola.

 

Hier möchte ich Euch/Sie alle teilnehmen lassen am neuen Leben im Missionszentrum, das wir in diesem Jahr erfahren durften:

• Unser Ausbildungshaus liegt in einem Gebiet grosser sozialer und wirtschaftlicher Entbehrungen. Das tägliche Erleben unserer Schwestern dieses Kampfes der Menschen um das Überleben haben uns ein Sozialprojekt erarbeiten lassen: Alphabetisierung für Erwachsene. Eine Gruppe von 50 Müttern lernt lesen und schreiben. Das sind Mütter aus armen Verhältnissen, die mit viel Schweiss und Mühe den ganzen Tag über versuchen, etwas zu verkaufen, einige Tomaten, Kohle, Mehl, etc., um zu überleben und ihre kinderreiche Familie mit zu ernähren. Trotz der Armut und Mühe wollen sie noch etwas lernen. “Schwester, zeigen Sie mir, wie ich meinen Namen schreiben kann.” “Schwester, ich möchte die Bibel lesen lernen”, so und ähnlich hörten es unsere Schwestern immer wieder. Ausser der Alphabetisierung fehlen nicht Themen der Allgemeinbildung und der Spiritualität.

• Unsere Schwestern führten einen “Freudennachmittag” mit den Kindern und Enkel dieser Mütter durch, mit Spiel und “Essen und Trinken”, d. h., jedes Kind erhielt ein Brot und ein Getränk. Das war eine riesige Freude für alle!

• Schw. Maria Célia, verantwortlich für die Koordination der Katechese, schliesst das Jahr ab mit der Erstkommunion von 530 Kindern und Jugendlichen.

• Auch für Gottes Beistand in anderen pastoralen Aufgaben und besonders auch im Innendienst können wir danken.

• Schw. Myrian, die sich in der Jugendpastoral und der Berufungspastoral einsetzt und in einer Schule die Pastoral des Zuhörens und der Orientierung der Schüler, Lehrer, Angestellten und der Eltern durchführt, schreibt u.a.: “... Ich habe Fälle, in denen die Eltern glauben, ihre Kinder seien Hexen und sie deshalb aus dem Haus weisen. In diesem Jahr hatten wir Schüler, die die Nacht in der Schule verbracht hatten, denn sie wurden mit dem Tod bedroht. (...)”

• Mit dem Zuwachs von zwei weiteren Schwestern in Angola werden wir in der Diözese Benguela eine neue Gemeinschaft gründen. Ich habe diese Gegend besucht und Kontakte geknüpft. Grosse pastorale und soziale Not! Hunger, Arbeitslosigkeit mit allen Folgen! Ende Februar werden wir in der Peripherie von Benguela beginnen.

 

Das ist ein Ausschnitt des Wirkens unserer Gemeinschaft in Brasilien und Angola. Wir spüren immer wieder: bevor wir in die Mission gehen, müssen wir beim Herrn verweilen. ER ist der Erste, und ohne Ihn ist alles Leerlauf. Darum bitte ich Sie besonders um das Gebet!

Herzlich danke ich, auch im Namen unserer Schwestern und aller, denen Hilfe zugute kommt, für die grossmütige Unterstützung unseres Wirkens im Reiche Gottes. Der Herr möge alles mit seinem Segen vergelten!

In der Hoffnung, auch weiterhin mit Eurer/Ihrer Mithilfe und dem Gebet rechnen zu dürfen, und in der Gewissheit, dass wir singen dürfen, auch in der Nacht, grüsse ich herzlich Eure/Ihre

 

Schwester Johanna.

 

 

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